Donnerstag, 7. April 2011

Stillstand als rechtsstaatliches Prinzip?

"Recht muss Recht bleiben." So banal wie bunt dekoriert steht dieser Satz über dem Eingang des Landgerichts Halles. Und mich gruselts jedes mal. Meine Gedanken dazu werde ich hier mal zu Papier bringen, auch wenn sie weder bahnbrechend noch stilistisch eindrucksvoll sind.

Was ist Recht eigentlich? Laut Wikipedia ist Recht
"im objektiven Sinn ein abgrenzbarer Teilbereich der Gesamtheit gesellschaftlicher Normen"
Normen wiederrum sind grob gesagt sich in einer bestimmten Gesellschaft entwickelte Handlungsvorschriften. Aus dieser Entwicklung heraus ergibt sich dann auch die teilweise Begründungslosigkeit mancher Normen, denn "das haben wir schon immer so gemacht". Wer hat diesen oder einen ähnlichen Satz noch nie gehört? Fast schon archetypisch.

So werden Verhaltensweisen sanktioniert oder belohnt, obwohl der eigentliche Entwicklungsgrund der zugrundeliegenden Norm längst der Vergangenheit angehört. Aber was Traditionen angeht sind Menschen und vor allem Menschenmassen schwerfällig.

Daneben gibt es dann noch die Ethik, die Lehre vom richtigen Handeln und der immer aktuelle Diskurs, was denn "Gut und Böse" ist. Als Grunddisziplin der Philosophie hat sie dabei natürlich auch immer die herrschenden Normen zu hinterfragen, unter anderen Gesichtspunkten zu betrachten und neue Fragen aufzuwerfen.

Dies ist nun aber ein Wandlungsprozess, denn auch Gesellschaften verändern sich, was vor wenigen Jahren oder Jahrzehnten noch Recht war, kann heute das Blanke Unrecht sein.

Gesetze und Vorschriften müssten also immer wieder in relativ kurzen Zeitabständen Supervisionen und Revisionen unterzogen werden, um mit dem Fortschritt der Gesellschaft schrittzuhalten. Der Legislative sollte auch eine Ethikkommission zur Seite gestellt werden, so wie es in der medizinischen Forschung üblich ist.

Auf etwas zu pochen, nur weil es verbrieftes Recht ist, ist reaktionär. Der Diskurs muss immer nicht nur erlaubt sondern auch (öffentlich) gefordert sein. Kommt der Diskurs zum Entschluss, das geltendes Recht weiter gelten solle, da es den aktuellen ethischen Standards entspricht, darf auch weiterhin drauf gepocht werden. 

Vorerst. Denn schließlich gilt heute wie zu Zeiten Heraklits: Panta rhei - Alles fließt.

Recht, das Recht bleibt, nur weil es Recht war, ist Stillstand und kultureller Tod.

Recht muss ethisch bleiben.

2 Kommentare:

  1. Auch wunderbar. Dabei ist das Gebäude ansonsten recht *gg* schön. Aber manche Fassadensprüche sollte man mal ethisch überarbeiten, bin ich der selben Meinung :-)

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  2. Stimmt, das Gebäude an sich ist echt hübsch aufgemacht - im Gegensatz zu dem hässlichen Betonklotz in Brandenburg adH wo ich mal drin war. Da fühlte man sich als würde man gleich hinter schwedische Gardinen einfahren.

    Außen hui - inhaltlich pfui ;)

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