Freitag, 1. April 2011

Hauptsache unkompliziert und nüchtern. Ähja.

Als brave Staatsbürgerin (hoffentlich liest das meine Mutter nicht) habe ich meine diesjährige Pflicht getan und war wählen.Genauer gesagt Landtagswahl. Dass meine eigene politische Einstellung nicht mehrheitskonform ist, wusste ich schon vorher, aber warum zur Hölle wählt man den folgenden CDU-Herrn und lässt ihn dann bei der FAZ so einen Blödsinn verzapfen?

"Herr Haseloff, Sie führen gerade Sondierungsgespräche mit der SPD. Wenn's klappt, werden Sie Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt. Was ist gut im Osten?
Die ostdeutsche Frau. Sie ist unkompliziert. Durch die Diktaturerfahrung setzt sie andere Prioriäten. Zum Beispiel diskutiert sie nicht stundenlang über Biofleischsorten, sondern es geht um Fleisch oder Nichtfleisch. Sie ist nüchterner." Finde die Quelle.

Da ich die FAZ mir höchstens im Probeabo ab und an zu Gemüte führe (ich arme Studentin ;)), muss ich dem tollen Blog (lesenswert!) vom Fellmonsterchen (und ja, hier gibts Limetten und sogar Bananen! Wer hätte gedacht, dass wir es mal soweit bringen ;)) danken,das mir diesen sehr eigenen Gedankengang des Landesvaters zugänglich gemacht hat. Danke.

Nach der Dankesrede nun zum Inhaltlichen:

Aha. Bitte?

Natürlich sind wir Ostfrauen alle nüchtern und unkompliziert dank unserer Diktaturerfahrung. Alles was in den 80er jahren oder gar noch später geboren ist, mag vielleicht volljährig sein, aber damit noch lange keine Frau. Natürlich nicht. Obwohl, zählt die BRD jetzt etwa auch als Diktatur? Hmmm...

Was für furchtbare Prioritäten hat die Westfrau eigentlich, die sie für den Mann so unangenehm kompliziert macht? Diskutieren, also ehrlich, das muss doch nicht sein. Denken stresst nur und das macht Falten. Ja, richtig: Falten! Und graue Haare - wahaaaaaa. Hört sofort auf damit. Binäres Entscheidungssystem reicht völlig!

Davon abgesehen sind wir praktisch-nicht-denken-einfach-machen-Ostfrauen das einzig Gute hier. Zumindest das Erste was einem einfällt. Einzige Verteidigung, die mir einfällt: Was soll dieses Ost-West-Klischeekeulen-Geschwinge eigentlich?
Ich bin ein Wendekind und würde es begrüßen, wenn dieser Blödsinn mal endlich ein Ende finden würde und auf beiden Seiten die Erkenntnis, dass wir alles unterschiedliche (eigenartige) Persönlichkeiten sind, eeeendlich Früchte tragen würde.

Und ein bisschen mehr Diskussionsbereitschaft aller (Frauen wie Männer) würde dieser Gesellschaft wahrlich guttun.

Zusammenfassend: Scheiß Frage, scheiß Antwort, was wollte der Herr damit eigentlich sagen und warum bohrt die Interviewerin da nicht nach? In meinem annehmbarsten Hirnszenario war sie ob dieser Antwort einfach zu paralysiert.

Mein Wort zum Freitag.

(Und ich hoffe doch schwer, dass man anhand dieses Textes erkennt, wie einfach und nüchtern ich doch als Ostfrau gestrickt bin - Fleisch nein!)

2 Kommentare:

  1. Gerade erst entdeckt. Danke für das Lob. :-)
    Ja, ich hoffe auch, dass dieses blöde Klischeedenken "Wessi -- Ossi" bald mal ein Ende haben wird, aber so was ist wohl immer sehr langlebig. Und wenn es dann noch so plump-schleimig wie von diesem Hasselhofffan dargereicht wird, kommt einem ja der Caipi wieder hoch...
    Jetzt lese ich hier erst mal ein paar Artikel und abonniere Dein Blog.

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  2. Der gute Caipi - aber Danke zurück ;)

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